Dienstag, 24. August 2010

Willkommen zur Bauprobe

Liebe Märchenfreundinnen und –freunde




Willkommen! Sie befinden sich im Blog des Stadttheaters Bern zu unserem diesjährigen Weihnachtsmärchen „Die Schneekönigin“, der Sie, wenn Sie wollen, ab jetzt mitnimmt hinter die Kulissen der Produktion, dabei hoffentlich informiert, unterhält und anregt.


Es wird eine in unregelmässigen Abständen verfasste, bunte Mischung aus Informationen zum Stand der Dinge, Probentagebuch, Vorstellung der Mitwirkenden, Anregungen zur Vorbereitung, vielleicht sogar dem einen oder anderen Musikstück oder kleinen Video und Hinweisen auf diverse Beiprogamme werden. Mein Name ist Karla Mäder, ich bin die Dramaturgin der Produktion, und ich freue mich, wenn Sie regen Anteil nehmen an unserem Tun.


Eigentlich hatte ich ja die Idee, einen Newsletter an interessierte Märchenfreunde zu verschicken, aber Caspar Lösche, unser neuer Assistent in der Kommunikationsabteilung, hat mich erst überredet und dann überzeugt, es mit einem Blog zu versuchen. Der Vorteile sind viele, u.a. dass Sie diesen Blog abonnieren können (unten links auf "Verfolgen" klicken; man muss sich auf der Seite, die dann erscheint, mit seiner e-mail-Adresse anmelden) und fortan per e-mail informiert werden wenn es einen neuen Eintrag gibt. (Und Sie können sich auch wieder klammheimlich abmelden, ohne dass ich beleidigt bin.) Ich verspreche aber, dass ich Ihre Geduld nicht überstrapazieren will und von täglichen Einträgen absehen werde! Für mich, die ich nicht einmal ein Handy besitze, ist das natürlich ein technisch gewagtes Unterfangen, aber mit Caspars Hilfe werde ich das schon schaffen.




Noch ist es halbwegs Sommer, aber an der „Schneekönigin“ arbeiten wir schon eine ganze Weile. An den Bildern können Sie sehen, was u.a. alles schon geschehen ist. Es sind dies drei von neun Modellfotos - ein bisschen etwas möchte ich Ihnen schon noch vorenthalten.


Wer die Abläufe am Theater kennt, der weiss, dass es zum Teil wahnsinnig lange Vorlaufzeiten gibt, z.B. für die Produktion des Bühnenbilds in den Werkstätten. Auf diese Weise wird garantiert, dass die Werkstätten möglichst gleichmässig ausgelastet sind. Das Bühnenbild für das Weihnachtsmärchen ist in der Regel recht aufwändig (neun Bilder!), also haben wir meist schon im Mai die Bauprobe auf der Bühne. Eine Bauprobe bedeutet, dass die Bühnenbildnerin bereits alle Entwürfe in einem Modell gebaut hat, das dann improvisiert und markiert auf der Bühne umgesetzt wird. Diese drei Bilder sind Modellfotos, bei denen Plastikmännchen die Schauspieler ersetzen. Diese Modellfotos hat die Bühnenbildnerin vor der Bauprobe an unsere Technische Leitung geschickt, und die Anmerkungen unten dienten dazu, dass die Technik die Bauprobe gut vorbereiten konnte. Und später können Sie dann das Ganze fast genau so auf der Bühne sehen!


„Fast genau so“, weil sich nach der Bauprobe – dem ersten Kontakt der Ideen mit der Wirklichkeit des Theaters – oft noch einiges ändert, was im Detail dann auf der Bühne anders aussehen wird. Bei uns in Bern sind die Bauproben oft wahre Highlights, denn es ist immer wieder schön zu erleben, wie liebevoll, phantasievoll und genau unsere Techniker das Bühnenbild aus alten Materialien markieren. Das ist nicht an jedem Theater so, und oft sind das recht lieblose Veranstaltungen... Dieses Mal hat uns die Improvisationskunst unserer Techniker sogar eine schöne neue Idee beschert. Wie Sie sehen, waren für das „Gartenbild“ kunstvoll gefächerte, abstrakte Blumen vorgesehen, die von oben herabhängen. Diese waren in der Bauprobe teilweise mit aufgeblasenen Luftballons markiert und haben die Bühnenbildnerin dazu veranlasst, die Luftballons auch noch einzubauen: eine preiswerte Ergänzung, die den Charakter des Bildes bereichert.



Nach der Bauprobe, die vor allem dazu dient, Grössenverhältnisse und Abstände zu fixieren, festzulegen, an welchen Zügen (die Stangen, die im Schnürboden hängen, an denen alle möglichen Dinge befestigt werden, heissen „Züge“) was befestigt werden kann und die Sichtlinien zu überprüfen (also zu gucken, ob man von jedem Platz aus genug sieht, was in einem Theater wie dem unsrigen nicht immer einfach ist. Bei uns gibt es ausgesprochen ungünstige Sichtlinien, besonders für Schauspiel, weil bei Schauspielaufführungen der Orchestergraben „fehlt“.), fertigt die Bühnenbildnerin dann die definitiven technischen Zeichnungen an und bespricht sie bei der sogenannten Werkstattübergabe. Dafür ist die Bühnenbildnerin vor den Theaterferien extra noch einmal nach Bern gekommen. Bei der Werkstattabgabe sind neben unserem Werkstättenleiter auch die Kollegen von Schlosserei, Tischlerei und Malsaal dabei, und sie dient dazu, Vorgehensweisen zu besprechen und Dinge zu erläutern, die man vielleicht aus dem Modell und den technischen Zeichnungen allein nicht ersehen kann.






Ausserdem hat sie bei dieser Gelegenheit einen wahren Schneeköniginnen-Schlitten im Möbelfundus gesucht (und gefunden): einen historischer Pferdeschlitten, der jetzt bearbeitet und verschönert wird.


Eine Bauprobe ist eine wichtige Angelegenheit: So haben wir z.B. entschieden, dass wir auf die Bühnenpodien verzichten, da die Fahrten zu lange dauern und zu laut sind (ursprünglich sollte z.B. das Dachboden-Bild im Podium eingebaut sein und dann einfach nach unten weggefahren werden). Dafür hat sich unsere Bühnenbildnerin nun eine neue Lösung ausgedacht: Diese Bilder werden jetzt auf Wagen gebaut, die zur Seite weggefahren werden. Auch manche Kleinigkeit hat sich noch geändert, die Grösse der Bettumrandung im Schlossbild usw. Wenn Sie sich eine Vorstellung ansehen, können Sie also Detektiv spielen und herauszufinden versuchen, was sich alles geändert hat.


Das war’s für heute. Beim nächsten Mal werde ich Ihnen die Regisseurin Ingrid Gündisch und die Bühnenbildnerin Helke Hasse, von der heute schon viel die Rede war, vorstellen. Und zwar kürzer als dieses Mal! Caspar hat mich ermahnt, ich solle nicht mehr als eine Seite schreiben, sonst lese das keiner!