Mittwoch, 10. November 2010

Kostprobe

Und noch ein Tipp in eigener Sache: Kurzentschlossene sind herzlich eingeladen, MORGEN unserer Kostprobe beizuwohnen!

Donnerstag, 11. November, 18.30 Uhr im Stadttheater.
18.30 Uhr gibt es eine Einführung von mir im Foyer; 19 Uhr kann man dann die Probe besuchen.

Eintritt frei, keine Anmeldung nötig.

Bühnenproben

Nachdem ich ein paar Tage lang anderen dramaturgischen Pflichten nachgekommen bin und überhaupt mein schreiberischer Enthusiasmus merklich nachgelassen zu haben scheint (!), verfasse ich wieder einmal ein paar Zeilen zum Stand der Dinge.

Wir nähern uns der Premiere!

Folgendes ist in der Zwischenzeit passiert: Das Stück ist sozusagen "fertig" inszeniert, vergangenen Samstag gab es einen ersten holperigen Durchlauf auf der Probebühne. Ich war leider nicht dabei, aber man hört nur Gutes... Änderungen jeglicher Art sind ab jetzt nur noch wohldosiert möglich. Sobald der Premierentermin näher rückt, ist es wichtig, dass alle Beteiligten Sicherheit in ihren Abläufen gewinnen und nicht allzu viel Unruhe herrscht.

Am Montag, also vorgestern, fand die sogeannte technische Einrichtung auf der Bühne des Stadttheaters statt. Ein grosser Moment für die Technik und die Bühnenbildnerin, weil dabei zum ersten Mal alle über Wochen und Monate in den Werkstätten gebauten Bühnenbildteile auf der Bühne aufgebaut und eingerichtet werden.

Heute früh gab es dann eine technische Probe unter Beteiligung aller Schauspieler, zweier Bühnenmeister (das sind die Chefs der Bühnentechniker), unendlich vieler Techniker, einer Requisiteurin - und vor allem unserer Inspizientin Gabi Bieri, die für die Koordination sämtlicher technischer Vorgänge auf der Bühne zuständig ist. Der Inspizient ist ein sehr wichtiger Mitarbeiter, den man nie sieht! Er ist so etwas wie ein Dirigent, ohne den ein Orchester auch nicht spielen könnte. Und je grösser das Unternehmen, desto wichtiger eine ordnende Hand, ist ja klar.

So eine technische Probe sieht dann so aus, dass die Schauspieler mit unendlicher Geduld ihre Stichworte geben, damit Umbauten aller Art geprobt werden können. Da bei uns alle Umbauten "offen" (also sichtbar) sind, spielen auch die Techniker in gewisser Weise mit und müssen genau wissen, was sie z.B. mit welcher Geschwindigkeit tun!

Vieles wird automatisch gemacht und muss einprogrammiert werden (z.B. Prospektfahrten aus dem Schnürboden), anderes geschieht von Hand (z.B. wenn Bühnenbildteile auf Position geschoben werden oder die Requisteurin bestimmte Sachen aufräumen muss). Bei so einer technischen Probe werden also Stichworte für bestimmte Aktionen ausprobiert, verändert, neu koordiniert. Der massive Einsatz von Bühnentechnik ist attraktiv und aufregend, aber immer eine besondere Herausforderung!

Jetzt zur Stunde findet gerade die Beleuchtungsprobe statt. Dabei werden die Lichtstimmungen festgelegt. Eine Lichtstimmung beschreibt die Kombination verschiedener Scheinwerfer. Es gibt natürlich ganz unterschiedliche Arten von Scheinwerfern und jeder Scheinwerfer hat eine bestimmte Intensität (die wie mit einem Dimmer geregelt werden kann), eine Farbe (meist durch Farbfolien festgelegt - und es gibt hunderte von verschiedenen Farben!) und natürlich eine Richtung. Manches davon wird von Hand eingerichtet, anderes im Computer programmiert. Bei der Vorstellung selber ist es dann so, dass die Inspizientin an der entsprechenden Stelle im Text die jeweilige Stimmung dem Stellwerksbeleuchter durchgibt, der dann zum genau richtigen Augenblick einen Knopf drückt, woraufhin die Stimmung quasi "von alleine" entsteht. Aber bis es soweit ist, ist das eine mühselige Angelegenheit, und die passiert jetzt.

Morgen kann ich dann berichten, wie viele Stimmungen heute geleuchtet wurden.

Was in den letzten Tagen auch passiert ist, waren die Anproben. Das bedeutet, die Schauspieler begeben sich in die Kostümabteilung, wo die inzwischen geschneiderten Kostüme angeschaut und überprüft werden. Anproben sind eine diskrete, verschwiegene Angelegenheit, bei der nur die Beteiligten wissen, was da genau passiert - man hört nie etwas davon! Aber sicher sind Anproben auch eine sensible Sache, schliesslich heisst es, das Kostüm sei die Haut des Schauspielers. Und wichtig ist neben dem ästhetischen Aspekt natürlich vor allem, dass man sich wohl fühlt in seiner Haut, besonders wenn 800 Augenpaare auf einen gerichtet sind.

Morgen mehr aus diesem Theater.

Samstag, 23. Oktober 2010

Vorher/nachher

Hier kommen jeweils 3 sehr schöne vorher-nachher-Bilder, die einen gewissen Arbeitsprozess verdeutlichen.
Erstens: Die Gebilde im Garten der sprechenden Blumen, auch schon im Modellfoto zu sehen gewesen und erwähnt worden.

Man sieht hier sehr schön, wie man sich das Konstruktions-prinzip dieser Dinger vorzu-stellen hat. Unserem Kascheur ist es wie gesagt gelungen, diese kleinen Papierblüten in gross nachzubauen.



Natürlich hier noch nackt und unbemalt - die werden dann noch schön bunt.

Aber man erkennt auf dem oberen Bild auch schon sehr gut, dass jede Blume eine gewisse individuelle Form hat...






Beispiel Nummer zwei ist wieder eine Tapete. Dieses Mal handelt es sich um die Tapete im Schloss, genauer gesagt, die königliche Schlafzimmertapete. Auf dem ersten Bild sieht man die Schablone für den ersten Arbeitsschritt, auf dem zweiten Bild die fertige Tapete - nach vielen weiteren Arbeitsschritten.



 Beeindruckend, oder?

Und hier sieht man den nicht enden wollenden Eispalast, vor zehn Tagen und vorgestern:

Für alle, die es nicht auf Anhieb erkannt haben - es handelt sich bei der Vorlage übrigens um ins Riesenhafte vergrösserte Eiskristalle. 

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Die Mitwirkenden - Fabian Guggisberg (Kai, Prinz, Räuber) und Laura Kolbe (Kobold, Prinzessin, Räubermädchen)

Last, but not least möchte ich noch die beiden jüngsten Darsteller in der „Schneekönigin“ vorstellen.

Fabian Guggisberg und Laura Kolbe sind beide Absolventen der Berner Schauspielschule, also mit der Stadt vertraut und hier auch schon in mehreren freien (Hochschul-) Produktionen zu sehen gewesen. Beide haben nun Gelegenheit, ihr Können in jeweils drei recht unterschiedlichen Rollen auf der grossen Bühne zu erproben. Fabian wird dabei Kai, einen Räuber und den Prinzen spielen; Laura den Kobold, die Prinzessin und das Räubermädchen – eine schöne Dreierkette von recht unterschiedlichen Figuren.

Fabian ist Berner und seiner Heimatstadt bislang treu geblieben. Fast wäre er Olympiasieger geworden: Er hat mir erzählt, dass er eine neue Wintersportart quasi miterfunden hat, die sich Skicross nennt. Ich zitiere aus Wikipedia:

„Skicross ist eine Wintersport-Disziplin, die vielseitige skifahrerische Fähigkeiten erfordert. Seit 2010 ist die Sportart olympisch. Wie beim Boardercross (whatever that is… Anm. der Verfasserin) wird auf einem mit Sprüngen, Wellen und Kurven aus Schnee versehendem Kurs gefahren, bei dem je vier Skifahrer gleichzeitig starten. Gewertet wird im KO-System, die beiden Erstplatzierten (nach Reihenfolge des Zieleinlaufes) steigen in die nächste Runde auf. 32 Herren und 16 Damen treten im KO-Finale an, nach 24 Rennen (Heats) stehen die Sieger fest. Herren und Damen fahren auf derselben Strecke, jeder in seiner Kategorie.“

Klingt ziemlich gefährlich und abenteuerlich, finde ich… Jedenfalls hat Fabian eines Tages zwischen der Schauspielschule und dem Sport wählen müssen. Gut für uns, dass er sich für die Bretter, die die Welt bedeuten, entschieden hat!

Laura Kolbe hingegen stammt aus Norddeutschland, das andere seltsame Wintersportarten pflegt. Genauer gesagt aus der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, der nachgesagt wird, dass ihre Bewohner das reinste Bühnendeutsch sprächen. Offenbar handelt es sich dabei aber zumindest teilweise um ein Gerücht, denn wie Laura mir verraten hat, musste auch sie noch in der Schauspielschule Sprechunterricht nehmen, um irgendwelche dialektalen Färbungen oder ähnliches zu beseitigen.

Laura hat sich nach dem Bachelor im vergangenen Sommer (auch die Schauspielschulen praktizieren jetzt nach der weithin kritisierten neuen Studienordnung) entschlossen, noch den Master zu machen und ist dafür nach Zürich gezogen. Momentan probt sie neben dem Weihnachtsmärchen bei uns auch noch drei Mal pro Woche am Schauspielhaus Zürich im Chor von „Ödipus“ unter der Regie von Sebastian Nübling. Die Premiere davon wird im Januar 2011 sein, und da Nübling wirklich ein super Regisseur ist, sei hier schon einmal eine Reise nach Zürich zum antiken Drama empfohlen.



Donnerstag, 14. Oktober 2010

Bastelwettbewerb und anderes Aufregendes für Kinder

Ich möchte insbesondere alle Lehrerinnen und Lehrer )darüber hinaus aber natürlich auch alle Eltern, Patentanten und Grosseltern) auf den Bastelwettbewerb aufmerksam machen, der wie jedes Jahr im Zusammenhang mit dem gezeigten Stück steht.

Ab heute haben Sie genau wie wir noch 5 Wochen Zeit, um etwas Schönes zu basteln! Wir arbeiten an der Inszenierung und an der Ausstattung, Sie an einem Beitrag, den wir im Foyer des Stadttheaters ausstellen. Das ist doch ein Deal, oder?

Und das Kinderfest können Sie sich schon mal im Kalender vormerken...

Informationen finden Sie hier, auf dem Flyer:


Tapetenwechsel

Endlich funktioniert es wieder mit dem Hochladen von Bildern! In meinem Computer schlummert eine ganze Menge an Fotos, die in den letzten Tagen entstanden sind.


Nach dem Probenbeginn am Montag sind wir jetzt sozusagen in die "heisse Phase" eingetreten - an allen Ecken und Enden wird an der "Schneekönigin" gearbeitet.


Immer noch mit Tapeten beschäftigt ist der Malsaal. Hier sieht man die Tapetengrossproduktion für den Dachboden im ersten Bild.




Dort gibt es nicht nur eine altmodische Rosentapete, von der ja bereits die Rede war, sondern auch diese zum Zerstören gedachte Bahn. Kai bekommt ja - Sie erinnern sich - einen Splitter ins Auge und wird daraufhin böse und gemein. Geplant ist, dass er in einer Art Wutanfall dabei die Tapete von der Wand reisst - und der Malsaal muss diese szenische Idee ausbaden, da natürlich zu jeder Vorstellung wieder eine neue Tapentenbahn an der Wand kleben muss.


Dieses Foto ist wie gesagt schon ein paar Tage alt. Gestern machten wir während der Probe einen "Ausflug" )die Probebühne befindet sich direkt neben den Theaterwerkstätten) in die Kascheuerwerkstatt, um dort die sprechenden Blumen zu begucken, die unser Kascheur Benedetto Ruocco gebastelt hat. Es handelt sich um wahre Wunderdinge! Ich glaube, keiner von uns hat gedacht, dass es gelingen würde, die Vorlage in vergrössertem Massstab nachzubauen. Aber er hat es tatsächlich geschafft, aus einer kleinen Vorlage (ein auffaltbares Seidenpapierblümchen, wie man sie z.B. in einem Eisbecher findet) ein Riesending mit einem Durchmesser von einem Meter zu basteln - aus Papier und nach dem gleichen (komplizierten) Prinzip!


Und gestern konnte man auch sehen, dass vor dem Eingang zur Kascheurwerkstatt schon die Buchstaben liegen, mit denen Kai das Rätsel im Eispalast zu lösen versucht: Styroporkörper mit Sperrholzmantel, die noch ihrer Bearbeitung harren.


Donnerstag, 7. Oktober 2010

Die Mitwirkenden - Sabine Martin (Grossmutter, Räubermutter, Lappin) und Stefano Wenk (Gärtner, Rabe, Rentier)

Wie gesagt, ausser Mona und Michael spielen alle anderen Darsteller jeweils drei Rollen – demokratisch gerecht verteilt und vor allem nach einem ausgeklügelten System besetzt. Schliesslich muss für die Umzüge Zeit einkalkuliert werden.

Sabine Martin ziert den Flyer zur Schneekönigin mit einem Teddy im Arm. Sabine wird die Grossmutter von Gerda, die Räubermutter und die Lappin spielen, die Gerda den letzten Teil des Weges weist. Eigenen Angaben zufolge spielt sie – trotz mörderisch früher Maskenzeiten - ausgesprochen gerne im Weihnachtsmärchen, was sie letztes Jahr in den „Verzauberten Brüdern“ schon bewiesen hat. Dort war sie die Mutter des Helden, die schöne Wassilissa. Dieses Jahr ist sie am Anfang des Stücks eine Generation tiefer gerutscht, im Grossmutterfach ist sie nämlich eigentlich noch ganz und gar nicht zu Hause, aber im Märchen geht das schon mal mit viel Spass an der Verkleidung. Schliesslich hat so ein Märchen ja einen ganz eigenen Realismus, und die Räubermutter ist dann ja auch eine ausgesprochen modebewusste, schicke Dame, die ganz andere Facetten in der Schauspielerin zum Klingen bringen wird! Und die Lappin ist eine alterslose Schmanin, die die Sauna liebt. Sabine ist ansonsten derzeit noch in „Kaspar Häuser Meer“ als überforderte Sozialarbeiterin zu sehen, als drogensüchtige Referentin in „Welche Droge passt zu mir?“, und weil sie ganz wunderbar singen kann, auch im Liederabend „Sehnsucht ist unheilbar“.

Stefano Wenk spielt drei extrem unterschiedliche Rollen: den Gärtner, der Gerda bei der ersten Station ihrer Reise mit allerlei Zauberkram zum Bleiben bewegen will, dann einen Raben und schliesslich das Rentier. Es sind also drei richtige Märchenfiguren, die von ihm verkörpert werden wollen! Wir alle lieben seinen Humor und seine Fähigkeit, sehr expressiv zu spielen. Bald hat er Premiere in "Gruppe Junger Hund", wo man ihn als Hirschhorn- bzw. Marienkäfer sehen kann, weiter geht's dann im Tierfach mit Krähe und Rentier (immerhin arbeitet er sich von den Insekten über einen Vogel zum Säugetier hoch). Ausserdem kann man ihn als „Tartuffe“ in der gleichnamigen Komödie von Molière bewundern, als Narr in „Woyzeck“ (wo man ihn auch wunderschöne Lieder singen hören kann), als Pfarrer in „Andorra“, und er verkörpert ungefähr 5 Rollen im „Goldenen Drachen“ – von einer Stewardess über einen chinesischen Koch bis hin zu einem Grossvater. Voilà – hier hat man ein eindrucksvolles Beispiel für den vielseitigen, flexiblen Alleskönner-Stadttheater-Schauspieler, der in mancher Woche vier verschiedene Stücke spielt (und nebenher noch ein anderes Stück probt).

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Die Mitwirkenden - Mona Kloos (Gerda) und Michael Frei (Andersen)

Das Problem, dass es momentan nicht möglich ist, Fotos hochzuladen, wird im Internet eifrig diskutiert, aber das nützt mir und Ihnen leider gar nix. Geduld scheint da angesagt zu sein. Solange es weiterhin nicht möglich ist, beschränke ich mich auf Worte, das ist mir ehrlich gesagt sowieso das liebste Medium. Und wenn das mit den Fotos wieder geht, lade ich tonnenweise welche hoch und beschränke mich auf Bildunterschriften.

Weiter mit der Vorstellung der mitwirkenden Schauspielerinnen und Schauspieler:

Mona Kloos, die zwar nicht die Titelrolle, aber doch die Hauptrolle der Gerda spielt, ist neben Michael Frei die einzige, die keine Umzüge zu bewältigen hat und die ganze Zeit im gleichen Kostüm auf der Bühne sein darf. Es gibt nur eine kurze Szene, in der sie nicht mitspielt! Mona Kloos ist neu bei uns im Ensemble, kommt frisch aus dem Ruhrpott von der Schauspielschule in Essen. Ihren Einstand gab sie bereits Ende letzter Spielzeit in einer schnellen Übernahme für drei Vorstellungen in einer Hosenrolle als Knecht Gottschalk im „Käthchen von Heilbronn“. Derzeit probt sie gerade noch „Gruppe Junger Hund“, wo man sie als Kellerassel bewundern kann und spielt im "Tartuffe" die Tochter Mariane, die nach dem Willen des Vaters mit dem schleimigen Tartuffe (Stefano Wenk) verheiratet werden soll, wo sie doch glücklich in Valère (Andri Schenardi) verliebt ist. (Am Ende wird natürlich alles gut.) Mit Stefano Wenk wird sie auch in der „Schneekönigin“ auf der Bühne stehen, der sie u.a. als Rentier nach Lappland führt. Später in der Spielzeit wird sie dann als Charlotte im „Werther“ zwischen zwei Männern stehen und noch manch andere Rollen spielen. Übrigens hat Mona schon reichlich Weihnachtsmärchen-Erfahrung sammeln können. In Essen hat sie während ihres Studiums in einem Weihnachtsmärchen mitgespielt – unglaubliche 70 Vorstellungen! Dagegen werden unsere 20 mit den wirklich lieben und vergleichsweise sehr artigen Berner Kindern ja glatt ein Spaziergang…

Der zweite Kollege, der die Vorstellung ununterbrochen auf der Bühne sein wird und dabei immer das gleiche Kostüm tragen darf, ist unser Musiker Michael Frei. Er ist einer, der normalerweise halb hinter, halb auf der Bühne arbeitet und in sehr vielen Produktionen mitwirkt. Heute Abend hat er Premiere mit dem Schauspiel-Liederabend "Sehnsucht ist unheilbar", wo maritimes Liedgut erklingt. Michael sitzt dabei am Klavier, spielt, singt und begleitet. Demnächst folgen bei ihm zwei Wiederaufnahmen. Von „Woyzeck“, wo er mit einer Band die Musik macht, ist die erste Vorstellung schon wieder komplett ausverkauft, und "Co-Starring" folgt Ende Oktober. Das ist ein sehr amüsantes Jugendstück, das wir meist vor Schulklassen spielen, es gibt aber eine Abendvorstellung (am 26. Oktober um 19.30 Uhr in der Vidmar:2), die ich allen ans Herz legen möchte, die die Freuden und Leiden der Pubertät noch einmal nachfühlen wollen. Erwähnt sei weiterhin die explizit musikalische Produktion „Murder Ballads“ mit Musik von Nick Cave, die im Februar folgt.


In der „Schneekönigin“ spielt Michael Frei eine Figur namens Andersen, die als Erzähler fungiert. Da Michael aber in erster Linie Musiker ist, wird er das Stück musikalisch „erzählen“ – die eigentliche Erzählerstimme wird also nicht seine sein, sondern die von Lukas Turtur, und die kommt vom Band. Die Musik und die Geräusche wird Michael während der Proben entwickeln. Ich habe ihn murmeln gehört, er hätte da was mit „Instrumenten aus Glas“ im Sinn – man darf gespannt sein!

Montag, 4. Oktober 2010

Die Mitwirkenden - Liliane Steffen (Schneekönigin, Krähe, Räuber)

Eine Woche vor Probenbeginn ist es wohl nun an der Zeit (ich merke gerade, dass ich schon wie Andersen schreibe...), damit anzufangen, die Mitwirkenden vorzustellen. Da es acht an der Zahl sind (plus drei Statisten), ist das eine schöne Wochenaufgabe, die ich Tag für Tag in kleinen Häppchen erledigen werde.


Den Anfang soll natürlich die Schauspielerin machen, die die Titelfigur (und daneben auch noch eine Krähe und einen Räuber) spielt. Sie heisst Liliane Steffen und arbeitet das erste Mal bei uns. Und wie es der Zufall will, hat sie gerade vor ein paar Tagen eine entzückende Kurzbiografie geschickt, in der sie sich vorstellt. Es ist also die Schneekönigin höchstpersönlich, die sich hier vorstellt:


"Geboren wurde ich am 13.2.1972 in Thun. Aufgewachsen bin ich mit zwei jüngeren Geschwistern im Nachbarort Steffisburg.
Nach der Schule wollte ich zeichnen! (Es war schließlich auch das einzige Fach, in dem ich brillierte.) Deshalb besuchte ich 1988 / 89 den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Bern. Danach entschied ich mich aber für das Lehrerseminar, weil ich mein Wissen erstmal lieber verbreitern als vertiefen wollte. (Das Lehrerseminar bot ja sehr viel Allgemeinbildung.)
Während dieser Zeit packte mich das Theaterfieber. Mit Freunden gründeten wir die Theatertruppe „Sysifusen“ und tourten mit unseren Stücken durch den Kanton Bern. („Gott“ von Woody Allen, „Dämonen“ von Lars Norén und „Das Ende der Welt“ von Matto Kämpf/Patrik Neuhaus). Dies bereicherte mein Leben ungemein und half mir aus der gefühlten, wohl post-pubertär bedingten Langeweile auszubrechen.
Nach der Lehrerausbildung wurde es ernst: Ich wollte Schauspielerin werden, unbedingt! Bei den Schauspielschulprüfungen erntete ich allgemeines Kopfschütteln. Manchmal reichte es zwar fast, aber eben nie ganz. Ich dachte mir, wenn es an den Schulen keinen Platz für mich gibt, dann vielleicht direkt am Theater! So spazierte ich 1995 in das Büro des Chefdramaturgen vom Berner Schauspielhaus und erklärte ihm, dass ich unbedingt am Theater irgendetwas machen wolle. Wenn möglich als Schauspielerin! Dieser Wunsch sollte zwar noch nicht in Erfüllung gehen, aber ich durfte als Hospitantin im Märchen „Die chinesische Nachtigall“ dabei sein. Das war sehr schön und lehrreich.
Noch gab ich mich nicht geschlagen. Ich zog nach Berlin und versuchte es an privaten Schauspielschulen. Es war unerschwinglich. Ich hörte auf.
Die letzte Chance, die ich mir gab, war die Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin. Und, oh Wunder, es klappte! (1998 – 2002 ) Dank zweier MIGROS-Stipendien gingen diese Jahre auch finanziell recht glatt über die Bühne.
Während und nach der Ausbildung spielte ich am Maxim Gorki Studio-Theater, im bat Studio-Theater, am Berliner Ensemble und zwei Jahre im festen Engagement in Köln. In dieser Zeit erhielt ich auch den Kulturförderpreis der Stadt Thun. ( 2002 )
Dann lockte die Freiheit. Ich blieb noch drei Jahre als Gast in Köln, spielte aber auch in einigen freien Projekten mit, z.B. im Schlachthaus Bern und der Roten Fabrik in Zürich als „Vreni“ (Kämpf/Debatin/Urweider/Lenz), oder in einem deutsch-norwegischen Projekt: „Hendrik, lyver du?“ Auch als Filmschauspielerin hatte ich einen ersten Auftritt im Schweizer-Kinofilm „Cannabis“. (2006)
Bald folgte eine Babypause, und danach durfte ich als Schauspiellehrerin an der Schauspielschule ETI in Berlin mein Debut geben. (ab 2009)
Mit dem Engagement fürs Weihnachtsmärchen sind für mich gleich drei lang gehegte Wünsche in Erfüllung gegangen: Endlich im Schauspielhaus Bern auf der Bühne stehen, da sozusagen, wo alles anfing. Endlich bei einem Märchen mitspielen und endlich wieder mit Ingrid Gündisch zusammen arbeiten!
Das ist extraklasse!"


Übrigens enthalte ich Ihnen ein Foto von Liliane Steffen noch vor. Irgendwie gibt es ein technisches Problem bei diesem Blog-Anbieter, so dass man momentan keine Fotos hochladen kann. Ich habe in den letzten Tagen verzweifelt versucht, die vielen Fotos aus den Werkstätten, die mir unsere Ausstattungsassistentin Elisa geschickt hat, hochzuladen - vergeblich. Sobald dieses Problem behoben ist, gibt's auch von dort wieder Neues zu berichten!

Donnerstag, 23. September 2010

Erfolgsmeldung

Also, die Erfolgsmeldung des Tages ist, dass die Spielfassung, die die Regisseurin Ingrid Gündisch und ich geschrieben haben, endlich fertig ist! Es ist die 15. Version - und wird mit Sicherheit nicht die letzte bleiben, da sich erfahrungsgemäss auf den Proben immer noch viel ändert. Gestern also habe ich im Schweisse meines Angesichts 20 Exemplare in unsere Bibliothek gebunden und verteilt - so viele Menschen sind es, die von berufswegen das Textbuch brauchen: die Hälfte Schauspieler, die andere Hälfte dienstbare Geister wie Assistenten aller Art, Inspizientin usw. Unsere Schauspieler haben ja gerade die ersten Premieren ("Tartuffe" und "Kaspar Häuser Meer") hinter sich, und bevor wir mit den Proben zur "Schneekönigin" beginnen, haben alle noch eine weitere Premiere, mit "Gruppe Junger Hund" bzw. dem Liederabend "Sehnsucht ist unheilbar". Bald gibt's dazu noch Wiederaufnahmen - "Der goldene Drache", "Andorra", "Woyzeck", "Welche Droge passt zu mir", "Co-Starring", - und alles will geprobt, im Kopf behalten und gespielt werden!


Und falls Sie sich jetzt immer noch fragen, wann die denn den Text lernen: jedenfalls nicht ein halbes Jahr vorher, so wie die Opernsänger, die wesentlich länger zum Erlernen einer Partie brauchen als Schauspieler, die den Text meist während der Probenzeit lernen. Und dafür ist eine Souffleuse bei den Proben hilfreich (noch ein dienstbarer Geist)! Sie ist in den Proben ständig zu hören und in den Vorstellungen kaum - aber ihre Anwesenheit ist ein psychologisch wichtiger Faktor. Und sie ist es auch, die die Textänderungen während der Proben "verwaltet" und dokumentiert. Ich kann jetzt also die Datei mit der 15. Fassung an Monique Saulnier, unsere Märchensouffleuse, abgeben und bekomme dann nach der Premiere die allerletzte, endgültige Endfassung zurück. Herrlich!


An der Fassung haben wir ungelogen seit Mai gearbeitet. Natürlich nicht jeden Tag 8 Stunden, geht ja gar nicht, aber schon recht ausdauernd. Viele Andersen-Märchen zur Recherche gelesen, viel besprochen, welche Szenen welche Information tragen sollen usw. Und das Verrückte ist, dass es bis zum Schluss Spass gemacht hat, nicht langweilig wurde und sich auch immer noch wichtige Veränderungen ergeben haben. Die letzte betraf den Schluss des Stücks, an dem wir ziemlich lange herumgedocktert haben. Unsere letzte kritische Leserin war Karin Gündisch, die nicht nur die Mutter unserer Regisseurin, sondern auch eine bekannte Kinderbuchautorin ist, die uns noch einmal entscheidende Hinweise geliefert hat.


Demnächst gibt es hier sicher mindestens einen Ausschnitt zu lesen, und bald stelle ich dann auch endlich die Schauspieler vor.

Dienstag, 14. September 2010

Werkstätten im Schneekönigin-Fieber

Elisa versorgt mich weiterhin mit Fotos aus den Werkstätten, die derzeit alle Hände voll zu tun haben mit dem Bühnenbild der "Schneekönigin".


Und hier noch eine Preisfrage: Was ist das?


Ganz klar: Das ist ein Stück vom Palast der Schneekönigin. Noch nackt und unbemalt lehnt dieses Teil in der Schreinerei und wartet darauf, im Malsaal bemalt zu werden.


Man sieht an diesem Bild übrigens eine theatertypische Arbeitsweise in der Schreinerei: Lattenrahmen mit Sperrholz, das dann bemalt wird. Bei uns kommt es nicht zuletzt auch darauf an, dass die Teile der Bühnenbilder nicht zu schwer werden und für die Techniker, die sie tagein, tagaus auf- und abbauen müssen, handhabbar sind. Das meiste im Theater wird von Hand auf- und abgebaut. Früher wurde statt Sperrholz oft Leinwand verwendet (was noch leichter ist), aber in letzter Zeit arbeitet man doch lieber mit Sperrholz, das stabiler, akustisch günstiger und vielleicht auch robuster ist.


Der Malsaal scheint überhaupt Tag und Nacht mit der Schneekönigin beschäftigt zu sein, wie man nicht zuletzt auch an diesem putzigen Häuschen sieht. Das ist das Haus der Lappin, die Gerda den letzten Teil des Weges weist.




Es befindet sich auf der Bühne relativ weit hinten, wodurch sich so eine perspektivische Verzerrung ergibt, die den Eindruck von "endloser Weite" erzeugen wird.

Freitag, 10. September 2010

Originalmärchen in Prosa

Eben habe ich das Originalmärchen von Andersen, auf dem unsere Fassung basiert, als Link auf diese Seite gestellt (links). Die Lektüre lohnt sich, besonders zum laut vorlesen ist es geeignet. Da es sieben Geschichten sind, in denen das Märchen erzählt ist, kann man sich damit schön eine Woche beschäftigen.


Andersen war übrigens einer der ersten, der ein gewisses Element der "Mündlichkeit" in seine Texte brachte. Der Anfang der "Schneekönigin" lautet: "Gut, fangen wir an!" Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie Andersen den Leser direkt in die Geschichte hineinzieht. Übrigens war diese Mündlichkeit durchaus planvoll: Aus der Editionsgeschichte seiner Werke gibt es Beispiele, an denen man sehen kann, wie Andersen in den verschiedenen Fassungen eines Märchens immer "mündlicher" wird. Angeblich hat er seine Märchen auch immer erst erzählt und dann aufgeschrieben. Und als sie aufgeschrieben waren, hat er sie vorgelesen und weiterhin verändert.


Sehr lustig übrigens finde ich, dass Andersen sich mit seiner Vorleserei in Gesellschaft offenbar oft geradezu aufgedrängt hat. Es gibt Briefschreiber, die augenrollend sinngemäss berichten: "Gestern war Andersen da und hat sein neues Märchen vorgelesen. Es wollte und wollte nicht enden." Ob damit die "Schneekönigin" gemeint war? Es ist eines seiner längsten...


Was allerdings für den Dichter einnimmt, ist sein Stil: Die meisten seiner Märchen sind recht melancholisch und dennoch mit feinem Humor ausgestattet. Zum Beispeil ist es doch wirklich zum Schmunzeln, dass die Schneekönigin "die ganze Welt und ein paar Schlittschuhe" verspricht, wenn Kai das Rätsel löst. Wir habe in der Fassung übrigens sehr viel Originaltext (oder fast-Originaltext) von Andersen verwendet, weil uns dieser "Sound" so gefiel. Auch hier ein "übrigens": Die "Schneekönigin" ist eines der wenigen Märchen von Andersen mit einem Happy End für die Menschen. Meist ist den Menschen kein Happy End beschieden - nur die Tiere und Pflanzen werden bei Andersen glücklich.


Die Fassung übrigens - meine derzeitige persönliche Mission in dieser Produktion - hat ihre 11. Version erreicht und ist immer noch verbesserungswürdig. Das heisst, sie ist noch nicht ganz fertig, aber fast. Dazu demnächst mehr. Bis dahin vergnüge man sich mit dem grossen Dichter Andersen.

Mittwoch, 8. September 2010

Wie man eine Tapete macht

Heute erreichten mich die ersten Fotos aus den Werkstätten. Meine Reporterin für allfällige Nachrichten aus der wunderbaren Welt der Theaterwerkstätten ist Elisa Alessi, unsere Ausstattungsassistentin, die diese ganz wunderbaren Fotos gemacht hat. Elisa ist die engste Mitarbeiterin der Bühnenbildnerin und sozusagen ein kommunikatives Bindeglied zwischen der "Kunst" und den Werkstätten. Sie betreut immer mehrere Stücke gleichzeitig, die "Schneekönigin" ist also längst nicht ihre einzige Aufgabe derzeit. Man sieht auf ihren Fotos, wie die Kollegen vom Malsaal gerade die Rosentapete aus dem ersten Bild (Dachboden) herstellen. Rosen spielen in dem Stück ja eine gewisse Rolle, und so wird dieses Motiv gleich am Anfang eingeführt.








Die Tapete wird mittels einer Schablone hergestellt. Elisa hat mir erklärt, wie das funktioniert: Die Schablone ist ein Textil, das auf einen Lattenrahmen gespannt ist, und dort, wo später Farbe sichtbar sein wird, sind Löcher. Die verschiedenen Farben (Rosen sind ja mindestens rot-grün) werden also in mehreren Durchgängen durch die Schablone aufgebracht, wobei der jeweils andersfarbige Teil natürlich immer abgedeckt werden muss. Und wenn man das einmal gemacht hat, rückt man die Schablone weiter, passgenau an das bereits bestehende Stück, und fängt beim nächsten Teil von vorne an. Nicht nur das Malen ist also Aufgabe unseres Malsaals, sondern auch die Herstellung der dazu notwendigen Utensilien, die Schablone ist also made in Malsaal.






Es gibt im Stück übrigens noch eine zweite Tapete – im Schloss bei Prinz und Prinzessin – die viel mehr Fläche einnimmt als dieser Streifen „übriggebliebener“ Rosentapete auf dem Dachboden (man sieht auf den Vorlagen ungefähr, wie es sein soll).






Diese Vorlage für die königlichen Schlosstapeten war Gegenstand regen Austausches zwischen Helke und Elisa während der Theaterferien. Sicher wird diese Tapete den Malsaal eine ganze Weile länger beschäftigen als jetzt die Rosen, und davon gibt es bestimmt später mehr zu berichten und zu zeigen

Montag, 6. September 2010

Leading Ladies

Heute stelle ich Ihnen wie versprochen die beiden „leading ladies“ unserer „Schneekönigin“ vor.


Ingrid Gündisch
Das ist zum einen die Regisseurin Ingrid Gündisch, die vor kurzem mit ihrem Mann von Nürnberg nach Hamburg gezogen ist. Sie stammt ursprünglich aus Rumänien, was man eventuell daran merkt, dass sie mit einem herrrlichen rrrollenden „r“ spricht. Als Kind ist sie mit ihrer Familie nach Deutschland ausgereist und in der Nähe von Freiburg aufgewachsen. Als Schülerin liebäugelte sie lange mit einem Studium der Bildenden Kunst oder wäre fast Ärztin geworden, hat sich dann aber doch fürs Theater entschieden. Sie hat Regie an einer der renommiertesten Schauspielschulen studiert, an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ im ehemaligen Ost-Berlin. Im Anschluss an ihr Studium war sie als Regieassistentin am Berliner Ensemble und am Schauspiel Köln engagiert, wo sie auch ihre ersten eigenen Inszenierungen auf die Bühne brachte. Seitdem hat sie an allen möglichen Theatern gearbeitet und so ziemlich alles inszeniert, was der Spielplan hergibt: Klassiker, Jugendstücke, Uraufführungen. Ein Weihnachtsmärchen fehlte noch. Das hat sie letztes Jahr in Stuttgart inszeniert: „Aladins Wunderlampe“, in einer absolut zauberhaften Inszenierung, die u.a. mit einem Ring-Geist bestach, der von schauspielernden Zwillingsschwestern verkörpert wurde, die den Kindern ganz schön den Kopf verdreht haben, so blitzschnell konnte der Geist auf der einen Bühnenseite verschwinden und auf der anderen wieder auftauchen! In dieser Spielzeit bringt sie erst bei uns die „Schneekönigin“ heraus und reist dann gleich weiter ins nächste Märchenland: zum „Zauberer von Oz“ nach Schwaben.


Helke Hasse
Helke Hasse stammt aus Thüringen und lebt derzeit in Thüringens wunderschöner Hauptstadt, in Erfurt. (Für alle, die nicht so genau wissen, wo Thüringen eigentlich ist: Das ist das Bundesland im Südwesten der ehemaligen DDR. Es liegt zwischen Sachsen-Anhalt, Sachsen, Tschechien und Bayern. Thüringen ist u.a. bekannt für seine leckeren Bratwürste, den Thüringer Wald, ein Mittelgebirge, und eine Reihe wie an der Perlenschnur aufgereihter kulturell bedeutsamer Städtchen, die allesamt sehenswert sind, die bekanntesten sind Weimar, Jena und Eisenach.) Sie hat Bühnen- und Kostümbild in Dresden studiert und war nach dem Studium ebenfalls als Assistentin im Ausstattungsbereich beim Schauspiel Köln engagiert, bevor sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin zu arbeiten begann. In Köln, wo beide als Assistentinnen engagiert waren, lernten sich unsere Regisseurin und sie kennen, und Ingrids erste Arbeit war auch Helkes erste: Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“. Danach folgten noch zwei weitere gemeinsame Arbeiten, und nun wird die "Schneekönigin" ihre vierte gemeinsame Tat, für die sie nicht nur das Bühnenbild, sondern auch die Kostüme entworfen hat. An Zeichnungen für die Figurinen sitzt sie schon seit einer Weile, ich zitiere aus einer Mail vom 27. Juli, geschrieben mitten in den Theaterferien während der grossen Hitzwelle: „Und jetzt bin ich wieder in Erfurt, habe den Ventilator auf Stufe 3 gestellt und versuche mit den Kostümentwürfen für die Schneekönigin voranzukommen. Ich habe mir jetzt auch noch den Märchenfilm (UdSSR 1966) zugelegt, den ich vielleicht heute noch gucken werde. Ist bestimmt erfrischend bei der Hitze.“


Ich selber war letzte Woche zwei Tage in Hamburg und habe mit Ingrid an der Fassung gearbeitet. Hingefahren bin ich mit dem Gedanken, dass doch eigentlich gar nicht mehr so viel daran zu tun sein, aber wir haben dann doch zwei volle Tage mit dem Stück verbracht, noch viel geändert, einige Unklarheiten beseitigt und auch noch ganz neue Ideen gehabt! Es gibt immer wieder was zu entdecken! Dazu demnächst mehr.


In Hamburg erreichten uns per Mail (wie haben wir das nur früher gemacht??) Helkes erste Kostümzeichnungen, die ganz herrlich sind. Nach der Kostümabgabe Mitte September können Sie sicher die eine oder andere Figurine hier bewundern.


Doch für heute war’s das. Wieder viel zu lang. Ich übe noch!

Dienstag, 24. August 2010

Willkommen zur Bauprobe

Liebe Märchenfreundinnen und –freunde




Willkommen! Sie befinden sich im Blog des Stadttheaters Bern zu unserem diesjährigen Weihnachtsmärchen „Die Schneekönigin“, der Sie, wenn Sie wollen, ab jetzt mitnimmt hinter die Kulissen der Produktion, dabei hoffentlich informiert, unterhält und anregt.


Es wird eine in unregelmässigen Abständen verfasste, bunte Mischung aus Informationen zum Stand der Dinge, Probentagebuch, Vorstellung der Mitwirkenden, Anregungen zur Vorbereitung, vielleicht sogar dem einen oder anderen Musikstück oder kleinen Video und Hinweisen auf diverse Beiprogamme werden. Mein Name ist Karla Mäder, ich bin die Dramaturgin der Produktion, und ich freue mich, wenn Sie regen Anteil nehmen an unserem Tun.


Eigentlich hatte ich ja die Idee, einen Newsletter an interessierte Märchenfreunde zu verschicken, aber Caspar Lösche, unser neuer Assistent in der Kommunikationsabteilung, hat mich erst überredet und dann überzeugt, es mit einem Blog zu versuchen. Der Vorteile sind viele, u.a. dass Sie diesen Blog abonnieren können (unten links auf "Verfolgen" klicken; man muss sich auf der Seite, die dann erscheint, mit seiner e-mail-Adresse anmelden) und fortan per e-mail informiert werden wenn es einen neuen Eintrag gibt. (Und Sie können sich auch wieder klammheimlich abmelden, ohne dass ich beleidigt bin.) Ich verspreche aber, dass ich Ihre Geduld nicht überstrapazieren will und von täglichen Einträgen absehen werde! Für mich, die ich nicht einmal ein Handy besitze, ist das natürlich ein technisch gewagtes Unterfangen, aber mit Caspars Hilfe werde ich das schon schaffen.




Noch ist es halbwegs Sommer, aber an der „Schneekönigin“ arbeiten wir schon eine ganze Weile. An den Bildern können Sie sehen, was u.a. alles schon geschehen ist. Es sind dies drei von neun Modellfotos - ein bisschen etwas möchte ich Ihnen schon noch vorenthalten.


Wer die Abläufe am Theater kennt, der weiss, dass es zum Teil wahnsinnig lange Vorlaufzeiten gibt, z.B. für die Produktion des Bühnenbilds in den Werkstätten. Auf diese Weise wird garantiert, dass die Werkstätten möglichst gleichmässig ausgelastet sind. Das Bühnenbild für das Weihnachtsmärchen ist in der Regel recht aufwändig (neun Bilder!), also haben wir meist schon im Mai die Bauprobe auf der Bühne. Eine Bauprobe bedeutet, dass die Bühnenbildnerin bereits alle Entwürfe in einem Modell gebaut hat, das dann improvisiert und markiert auf der Bühne umgesetzt wird. Diese drei Bilder sind Modellfotos, bei denen Plastikmännchen die Schauspieler ersetzen. Diese Modellfotos hat die Bühnenbildnerin vor der Bauprobe an unsere Technische Leitung geschickt, und die Anmerkungen unten dienten dazu, dass die Technik die Bauprobe gut vorbereiten konnte. Und später können Sie dann das Ganze fast genau so auf der Bühne sehen!


„Fast genau so“, weil sich nach der Bauprobe – dem ersten Kontakt der Ideen mit der Wirklichkeit des Theaters – oft noch einiges ändert, was im Detail dann auf der Bühne anders aussehen wird. Bei uns in Bern sind die Bauproben oft wahre Highlights, denn es ist immer wieder schön zu erleben, wie liebevoll, phantasievoll und genau unsere Techniker das Bühnenbild aus alten Materialien markieren. Das ist nicht an jedem Theater so, und oft sind das recht lieblose Veranstaltungen... Dieses Mal hat uns die Improvisationskunst unserer Techniker sogar eine schöne neue Idee beschert. Wie Sie sehen, waren für das „Gartenbild“ kunstvoll gefächerte, abstrakte Blumen vorgesehen, die von oben herabhängen. Diese waren in der Bauprobe teilweise mit aufgeblasenen Luftballons markiert und haben die Bühnenbildnerin dazu veranlasst, die Luftballons auch noch einzubauen: eine preiswerte Ergänzung, die den Charakter des Bildes bereichert.



Nach der Bauprobe, die vor allem dazu dient, Grössenverhältnisse und Abstände zu fixieren, festzulegen, an welchen Zügen (die Stangen, die im Schnürboden hängen, an denen alle möglichen Dinge befestigt werden, heissen „Züge“) was befestigt werden kann und die Sichtlinien zu überprüfen (also zu gucken, ob man von jedem Platz aus genug sieht, was in einem Theater wie dem unsrigen nicht immer einfach ist. Bei uns gibt es ausgesprochen ungünstige Sichtlinien, besonders für Schauspiel, weil bei Schauspielaufführungen der Orchestergraben „fehlt“.), fertigt die Bühnenbildnerin dann die definitiven technischen Zeichnungen an und bespricht sie bei der sogenannten Werkstattübergabe. Dafür ist die Bühnenbildnerin vor den Theaterferien extra noch einmal nach Bern gekommen. Bei der Werkstattabgabe sind neben unserem Werkstättenleiter auch die Kollegen von Schlosserei, Tischlerei und Malsaal dabei, und sie dient dazu, Vorgehensweisen zu besprechen und Dinge zu erläutern, die man vielleicht aus dem Modell und den technischen Zeichnungen allein nicht ersehen kann.






Ausserdem hat sie bei dieser Gelegenheit einen wahren Schneeköniginnen-Schlitten im Möbelfundus gesucht (und gefunden): einen historischer Pferdeschlitten, der jetzt bearbeitet und verschönert wird.


Eine Bauprobe ist eine wichtige Angelegenheit: So haben wir z.B. entschieden, dass wir auf die Bühnenpodien verzichten, da die Fahrten zu lange dauern und zu laut sind (ursprünglich sollte z.B. das Dachboden-Bild im Podium eingebaut sein und dann einfach nach unten weggefahren werden). Dafür hat sich unsere Bühnenbildnerin nun eine neue Lösung ausgedacht: Diese Bilder werden jetzt auf Wagen gebaut, die zur Seite weggefahren werden. Auch manche Kleinigkeit hat sich noch geändert, die Grösse der Bettumrandung im Schlossbild usw. Wenn Sie sich eine Vorstellung ansehen, können Sie also Detektiv spielen und herauszufinden versuchen, was sich alles geändert hat.


Das war’s für heute. Beim nächsten Mal werde ich Ihnen die Regisseurin Ingrid Gündisch und die Bühnenbildnerin Helke Hasse, von der heute schon viel die Rede war, vorstellen. Und zwar kürzer als dieses Mal! Caspar hat mich ermahnt, ich solle nicht mehr als eine Seite schreiben, sonst lese das keiner!