Freitag, 10. September 2010

Originalmärchen in Prosa

Eben habe ich das Originalmärchen von Andersen, auf dem unsere Fassung basiert, als Link auf diese Seite gestellt (links). Die Lektüre lohnt sich, besonders zum laut vorlesen ist es geeignet. Da es sieben Geschichten sind, in denen das Märchen erzählt ist, kann man sich damit schön eine Woche beschäftigen.


Andersen war übrigens einer der ersten, der ein gewisses Element der "Mündlichkeit" in seine Texte brachte. Der Anfang der "Schneekönigin" lautet: "Gut, fangen wir an!" Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie Andersen den Leser direkt in die Geschichte hineinzieht. Übrigens war diese Mündlichkeit durchaus planvoll: Aus der Editionsgeschichte seiner Werke gibt es Beispiele, an denen man sehen kann, wie Andersen in den verschiedenen Fassungen eines Märchens immer "mündlicher" wird. Angeblich hat er seine Märchen auch immer erst erzählt und dann aufgeschrieben. Und als sie aufgeschrieben waren, hat er sie vorgelesen und weiterhin verändert.


Sehr lustig übrigens finde ich, dass Andersen sich mit seiner Vorleserei in Gesellschaft offenbar oft geradezu aufgedrängt hat. Es gibt Briefschreiber, die augenrollend sinngemäss berichten: "Gestern war Andersen da und hat sein neues Märchen vorgelesen. Es wollte und wollte nicht enden." Ob damit die "Schneekönigin" gemeint war? Es ist eines seiner längsten...


Was allerdings für den Dichter einnimmt, ist sein Stil: Die meisten seiner Märchen sind recht melancholisch und dennoch mit feinem Humor ausgestattet. Zum Beispeil ist es doch wirklich zum Schmunzeln, dass die Schneekönigin "die ganze Welt und ein paar Schlittschuhe" verspricht, wenn Kai das Rätsel löst. Wir habe in der Fassung übrigens sehr viel Originaltext (oder fast-Originaltext) von Andersen verwendet, weil uns dieser "Sound" so gefiel. Auch hier ein "übrigens": Die "Schneekönigin" ist eines der wenigen Märchen von Andersen mit einem Happy End für die Menschen. Meist ist den Menschen kein Happy End beschieden - nur die Tiere und Pflanzen werden bei Andersen glücklich.


Die Fassung übrigens - meine derzeitige persönliche Mission in dieser Produktion - hat ihre 11. Version erreicht und ist immer noch verbesserungswürdig. Das heisst, sie ist noch nicht ganz fertig, aber fast. Dazu demnächst mehr. Bis dahin vergnüge man sich mit dem grossen Dichter Andersen.

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